Julia aus der Wiesche und Ole Wintermann aus dem Programm „Unternehmen in der Gesellschaft“ haben sich dieses Jahr auf den Weg zur nahegelegenen CeBIT gemacht und nach neuen Entwicklungen zur Zukunft der Arbeit – in Zeiten dieser Digitalisierung, von der überall gesprochen wird (#Ironie) – gesucht. Haben sie Neues und Spannendes entdecken können? Die Eindrücke scheinen sehr unterschiedlich gewesen zu sein.
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CeBIT 2015 – Auf der Suche nach neuen Zielgruppen? (Foto: Ole Wintermann)

Ole: CeBIT 2015 auf der Sinnsuche?

 #Blog´nBurger Treffen

Ich hatte durch @pant3r die spannende Möglichkeit angeboten bekommen, im Rahmen der „Future Talk“-Reihe von der Bertelsmann Stiftungs-Ausgründung FutureChallenges.org  berichten zu können und danach am #Blog´nBurger Treffen teilzunehmen.

@pant3r hat meiner Meinung nach mit seinen beiden Formaten und den eigeladenen digitalen Multiplikatoren gezeigt, in welche Richtung sich die Messe in Zukunft weiterentwickeln könnte und sollte. Aber auch andere wegweisende Formate wie die Hangout-On-Air-Reihe von @gsohn oder das Rock-the-Blog-Format haben gezeigt, wie die CeBIT kommunikativer, nerdiger, offener, partizipativer und schräger werden könnte. Von daher bin ich ihm dankbar, dass er uns die Bühne für unser internationales Blogger-Projekt gestellt hat.

 Für unser Blogger-Projekt FutureChallenges.org hatten wir 2012 den Deutschen Preis für Onlinekommunikation – in der Kategorie „Interne Online-Kommunikation“ – verliehen bekommen. Insofern war mir das Thema „Zukunft der Arbeit“ schon aus unserer Projektarbeit seit Jahren bekannt. Ich war dann aber mit Blick auf die vielen Messestände, die sich in den riesigen Hallen rund um das Themen „Collaboration“, „Cloud-Computing“ oder „Big Data“ gruppierten, doch etwas überrascht, mit welcher zeitlichen Verzögerung das digitale Arbeiten im Büro-Mainstream in Deutschland Einzug zu halten scheint.

 Einführung digitaler Arbeits-Tools in der Continental AG

@HaraldSchirmer, der in seinem auf meinen folgenden Vortrag über die eigenen Erfahrungen bei der Einführung digitaler Arbeits-Tools in der Continental AG berichtete, brachte den disruptiven Charakter des Digitalen mit einigen pointierten Aussagen sehr schön auf den Punkt.

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CeBIT 2015 – Die Messe (Foto: Ole Wintermann)

Solche Vorträge, die durchaus ein Stück weit quer zum deutschen Büro- und Management-Mainstream liegen, sollte es auf der CeBIT zukünftig sehr viel öfter geben, wenn man Debatten lebendiger gestalten möchte.

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Die CeBIT – Immer noch Dominanz von Anzug und Kostüm? (Foto: Ole Wintermann)

Disruptiver Charakter des Digitalen

Mit Blick auf die Erfahrungen von FutureChallenges.org oder der Continental AG kann mal wieder und natürlich nicht zum ersten Mal festgestellt werden, dass der disruptive Charakter des Digitalen nur und ausschließlich durch eigenes verändertes Arbeiten erfahren werden kann. Davon zu berichten, ist nur suboptimal. Die Frage der persönlichen Haltung zu Offenheit und Teilen bestimmt den Erfolg digitalen Arbeitens. Die oben zitierte und auch noch andere Rollenveränderungen im Management, in den Büros der Mitarbeiter und im Auffinden innovativer Potenziale im Unternehmen müssen – sowohl durch Mitarbeiter als auch Führungskräfte – selbst vorangetrieben und erfahren werden.
Wenn ich mir die Standard-Präsentationen der mit den traditionellen Messeständen vertretenen Firmen – der Public Sector trat sehr viel innovativer auf! – anschaue, habe ich meine Zweifel, ob dieser Teil des Messe-Konzepts der CeBIT noch geeignet ist, die digitale Elite nach Hannover zu locken. Es ist jedenfalls sehr schwer vorstellbar, in den Präsentation einer der großen vertretenen Firmen und deren Büro-Software spannende Ansätze der Kollaboration und des Disruptiven zu entdecken, die über traditionelles Outlook-denken hinausgeht.

Sehr viel mehr geht es anscheinend nach wie vor darum, das altbekannte Biotop der Büro-Anwendungen in seinem 20. Release zu pflegen. Es täte der Messeleitung und der Messe insgesamt gut, wenn man sich diesen Spiegel einmal kritisch vorhalten würde und Innovatoren wie @gsohn, @pant3r oder @ibo stärker in die Planung und zentrale Kommunikation für die Gesamt-Veranstaltung einbeziehen würde. Ja, diese Innovatoren hatten die Möglichkeit, ihre Formate in die CeBT einzubringen; die Kommunikation der Messeleitung über diese alternativen Formate scheint aber viel zu kurz gekommen zu sein (Ausnahme „Rock the Blog!).

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CebIT 2015 – Neue Perspektiven erkennbar?

Julia: Entgrenzung der Arbeit zu Lasten der Familien?

Mit einer Reihe von Vorträgen und Experten-Runden versucht die Social Business Arena @ CeBIT in diesem Jahr zum zweiten Mal, die Erfolgsfaktoren und die Herausforderungen der digitalen Transformation der Arbeitsorganisation zu beleuchten.

Richtig angegangen bedeuten „Social Collaboration“, „Enterprise 2.0“, „digitale Transformation“ oder „Arbeiten 4.0“ nicht nur Schlagworte, sondern einen grundlegenden Veränderungsprozess im Unternehmen. Daraus ergeben sich handfeste Vorteile für die Zukunft der Arbeit – seien es flexiblere Arbeitszeitmodelle und mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den Einzelnen oder bessere Leistungs- und Innovationsfähigkeit für die Betriebe. Diese können aus anderer Perspektive wiederum zu Nachteilen einer digitalisierten Arbeitswelt werden, wie die Debatte über positive und negative Aspekte der „Entgrenzung der Arbeit“ in der Keynote Diskussion über „Rahmenbedingungen für die Zukunft der Arbeit“ zeigte.

 Zukunftsfähige Unternehmenskultur als Zielvorstellung

Für den auf der CeBIT geäußerten Vorschlag, dass Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sowie die Politik die Chancen und Risiken einer (digitalisierten) Zukunft der Arbeit gemeinsam erarbeiten sollten, gibt es mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit bereits eine geeignete Plattform. Die Erkenntnisse aus dem neuen INQA-Audit Zukunftsfähige Unternehmenskultur , wonach zukunftsfähige Unternehmenskultur als Zielvorstellung und nicht als (vorgegebener) Maßnahmenkatalog zu definieren ist, lassen sich auf die digitale Transformation der Arbeitsorganisation gut übertragen.

In beiden Fällen handelt es sich nicht um ein klassisches Projekt sondern um einen langfristigen Prozess, bei dem die Wege so individuell wie die Betriebe selbst sind. Wichtiger als einzelne Maßnahmen, Vorgaben oder Regularien ist die gelebte Unternehmenskultur. Das gilt bei der Ausgestaltung von Familienfreundlichkeit genauso wie bei der Einbettung von Social im Unternehmen. Arbeiten 4.0 ist dann nicht in einzelnen Unternehmenssilos verortet, sondern gelebte Unternehmenskultur.

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