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Foto: Jan Westerbarkey

Eine Geschichte voller Veränderungen

Aber ohne Überraschung. Wer Vorgänge vor allem abwickelt oder in seinem Alltag einem festgeschriebenen Ablauf folgt, fällt in diese Kategorie. Die Arbeit des einfachen Bankangestellten kann im Zweifel durch Software oder Automaten ersetzt werden, genau wie die Kassiererin im Supermarkt, deren Job bald ein RFID-Chip erledigt. Auch der Callcenter-Mitarbeiter, der Standardfragen beantwortet, ist künftig ersetzbar – durch weniger gut ausgebildete Arbeitsplätze.

Ein Meister muss schon heute Menschen führen können und mit Kunden reden. Mit der Breite des neuen Anforderungsprofils schwinden die alten Berufe. Wer genau hinschaut, erkennt jedoch, dass die Globalisierung vor allem eine Regionalisierung ist: Unternehmen investieren schliesslich nicht irgendwo, sondern dort, wo sie eine ausreichende Infrastruktur, qualifizierte Mitarbeiter, gute Finanzdienstleistungen, genügend Kunden, geeignete Zulieferer und grossstädtischen Lebensstandard finden.

Mit jeder neuen Idee, jeder verbesserten Maschine und jedem technologischen Sprung, den allein ein neues Computerprogramm auslösen kann, setzen sich weltweit Arbeitsplätze in Bewegung. Sie wandern aus, bewegen sich rund um den Globus, lassen sich eine Weile nieder und ziehen weiter, dorthin, wo sie gebraucht werden und wo es Menschen gibt, die sie ausfüllen. Technik kann Menschen überflüssig machen und die Produktivität erhöhen. Sie verbessert Arbeits- und Lebensbedingungen, schafft zuvor unbekannte neue Jobs. Der technologische Fortschritt ist grenzenlos und er verändert unsere gesamte Arbeitswelt. Digitalisierung ist der grosse Treiber, dem sich niemand entziehen kann, sie lässt uns staunen und macht uns Angst. Sie fordert Opfer, kürt Gewinner. Und sie macht vor keinem Arbeitsplatz Halt.

Nach meiner Ansicht müssen wir uns mit neuen Märkten, neuen Industriestrukturen, neuen Technologien und neuen Arbeitsformen auseinander setzen. Ein deutsches Land, dessen einziges Kapital seine Bevölkerung ist, besitzt alles, was es braucht, um Weltspitze zu werden – und ist mit Zuzug dabei, eine Nation von Talenten aufzubauen. Um die deutsche Vitalitätslücke, die German Angst zu schliessen, brauchen wir ein Gesellschaftskonzept, das Wirtschaft und Gemeinschaft in einer neuen Synthese zusammenführt. Uns Deutschen fällt der Abschied von paternalistischen Fürsorgetraditionen und den assoziierten Gerechtigkeitsbegriffen sicher schwerer als anderen.

Aber wir sind diesbezüglich auch härter als andere mit dem Zwang zur Erneuerung konfrontiert. Könnte es nicht sein, dass aus diesem Druck sogar eine Chance entsteht, einen echten Vorsprung im Umbau zu erarbeiten? Es ist wichtig, daran zu glauben. Dass es etwas gibt, bei dem wir an die deutsche Geschichte und an deutsche Neigungen anknüpfen können und eine Gesellschaft aufbauen, auf die wir stolz sein können.

Welche Berufung hätten Sie denn gern?

Wer im Online-Branchenbuch einen Arzt, einen Handwerker oder den nächsten Blumenladen sucht, bekommt nicht nur die nächstliegende Adresse, sondern auch gleich eine Anfahrsbeschreibung mitgeliefert. Schon heute kann ein Warenhaus an einer viel befahrenen Buslinie seine aktuellen Sonderangebote just in dem Moment auf das Telefon-Display der Fahrgäste im Bus senden, wenn diese am Kaufhaus vorbeifahren, so dass die Passagiere an der nächsten Haltestelle aussteigen können, um gezielt einkaufen zu gehen.

Digitalisierung ermöglicht Wachstum und führt kleine Firmen aus ihren Nischen. So wirkt Digitalisierung wie eine riesige Sortiermaschine, die den Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt zuweist. Sie sortiert diejenigen aus, deren Arbeit sie ersetzen oder verlagern kann. Sie stellt höhere Anforderungen an diejenigen, die mit ihr umgehen, sie macht die Arbeit aber auch interessanter.

Gleichzeitig entstehen neue Jobs, beispielsweise im Dienstleistungssektor. Die verbleibenden Industriearbeitsplätze verändern sich. Zum einen ersetzen Maschinen den Menschen, die Massenfertigung wandert ins billigere Ausland ab. Zum anderen erhöhen sich die Anforderungen an diejenigen, die in Deutschland auch weiterhin Spezialprodukte herstellen. Industriearbeit ist nicht mehr eine Mischung aus gelernten und ungelernten Tätigkeiten; es ist nur noch der flexible Facharbeiter.

Ein vielfältig qualifizierter Mensch, der zu unterschiedlichen Zeiten und im Team arbeiten kann, der ganz unterschiedliche Maschinen bedient und repariert. Zudem löst sich die Grenze zwischen Arbeiter und Angestellten auf. Viele Berufe und Unternehmen gäbe es gar nicht ohne den digitalen Wandel in Ausführung und Geschäftsmodell, der anderswo als Bedrohung empfunden wird. Veränderung ist die Konstante der Digitalisierung. Und jeder hat die Wahl zu definieren, ob die Entwicklungen in erster Linie Chancen oder Bedrohungen darstellen. Die Zukunft kommt auf jeden Fall.

Wer heute in einer Arztpraxis vor dem Röntgenapparat steht und eine Viertelstunde später ins Sprechzimmer gerufen wird, ahnt nicht, welche Weltreise sein Innerstes in der Zwischenzeit womöglich unternommen hat. Das Bild könnte digital zu einem Medizin-Dienstleister in den USA oder Singapur gesendet worden sein, der es an einen auf Lungenkrankheiten spezialisierten Radiologen in Südindien weitergeleitet hat. Der hat seine Diagnose gestellt und sie zurück zum behandelnden Arzt geschickt, zusammen mit einer Rufnummer für mögliche Rückfragen. Die Digitalrevolution ist in vollem Gang.

Zuerst erreichte sie in Form von Robotern die Fabriken, dann ermöglichten Computer die Bewältigung gewaltiger Datenmassen, das Internet beschleunigte Kommunikation und Datentransfer. Die grösste Umwälzung steht noch aus. Die Art und Weise, wie Menschen leben und arbeiten, ist dabei, sich grundlegend zu verändern: das weltweit mobile Büro ist ebenso Realität wie viele Visionen der Bio- oder Nanotechnologie. Und 20 Prozent aller Paare lernen sich bereits heute online kennen. Dieser Anteil dürfte künftig steigen.

Willkommen im Reich der Gefühle.

Arbeit ist Austausch: unsere Arbeitsumgebungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Im Kern des Wandels steht die Ablösung des Einzelbüros durch Arbeitszonen, die unterschiedliche Arbeitstätigkeiten unterstützen. Was wir sicher wissen: im internationalen Vergleich sind wir Mitläufer. Was wir brauchen? Zum Beispiel eine gemeinsame Vorstellung davon, was Digitale Transformation eigentlich soll. Wo sie beginnt. Wovon sie abhängt. Was sie befördert oder behindert. Wer sie braucht. Was sie uns wert ist. Und wie wichtig sie ist. Für den Einzelnen. Vor allem aber für einen Standort, der langfristig nicht viel mehr zu bieten hat als kluge Köpfe. Deutschland hat Prüfungsangst vor den neuen Herausforderungen.

Um den Klassenerhalt zu sichern, reicht es nicht, einen neuen Trainer anzuheuern, der die alte Mannschaft mit ein paar Tricks wieder auf Zack bringt. Digitalisierung ist eine Sache des Bewusstseins – bei allen Beteiligten. Aber wir haben keine Ahnung, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Und welche Inputs tatsächlich für einen besseren Output sorgen. Der erste Schritt auf dem Weg: eine Landkarte, ein gemeinsamer Rahmen, auf dem sich die unterschiedlichsten Massnahmen verorten lassen. Eine Investition in Bildung. Am Ende steht Wissen, gerade weil der Weg dahin kurvig war.

Und nie zuvor wusste wir weniger darüber, was Wissen eigentlich ist. Welches Wissen wir eigentlich brauchen. Wie wir es verteilen und sortieren. Wie wir Wichtiges von Unwichtigem trennen und das Nützliche sinnvoll vermehren. Bei der Frage, wie sich Wissen finden, filtern, beurteilen und nutzen lässt, stehen wir in Deutschland noch ganz am Anfang. Das Unternehmen von morgen hat noch jede Menge Gleichungen mit zahllosen Unbekannten zu lösen. Dabei lässt der Druck nicht nach. Hoffnungen auf eine konjunkturelle Befreiung des Arbeitsmarktes haben keine Basis. Die Sanierung der Staatsfinanzen ist ohne Alternative – und beschneidet Möglichkeiten. Wie kommen wir da in die Offensive? Um in einer sich rasch verändernden Welt wieder vorn mitspielen zu können, um Führung zu übernehmen, brauchen wir mehr und anderes.

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Foto: Jan Westerbarkey

Wieso, weshalb, warum?

Die Idee ist eigentlich simpel: wer eine Gesellschaft verändern will, muss bei den Beteiligten anfangen. Selbstvertrauen, soziales Verhalten und das Lernen selbst. Und über den Mittelstand die Grossen einbeziehen. Es sind die kleinen Dinge, die aus Arbeiten schlaues Arbeiten macht. Das alles fällt nicht vom Himmel. Wer besser werden will, muss wissen, was gut ist: daher der Transformations-Ansatz vom digitalen Wandel. Wir können nach Antworten suchen. Fragen haben wir genug.

Für Westaflex ist es zum einen der nie aufhörende Prozess, sich Wissen und Fertigkeiten anzueignen, zum anderen die kontinuierliche Bewusstseinserweiterung für die zahlreichen Facetten der Digitalisierung. Dabei ist Bildung nie Selbstzweck, sondern befähigt uns, unser Umfeld aktiv zu gestalten. Und sie stärkt all jene, die nicht gegen Maschinen ausgetauscht werden können. Die Kreativen, die sich Produkte und Anwendungen ausdenken.

Die hartnäckigen Verkaufsprofis. Die sorgsamen Krankenpfleger. Die organisierten Führungskräfte. Manager, Lehrer und Professoren. Menschen also, die mit anderen Menschen arbeiten und dabei wichtige Entscheidungen treffen. Dabei hilft ihnen wiederum die Technik. Gruppenarbeit rückt in den Fokus, das Team. Die Kunst besteht darin, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die diese Entwicklung fördert, die technischen Möglichkeiten nutzt, aber nicht zum Selbstzweck erhebt. Das Wichtigste ist bereits erfolgt: der erste Kontakt mit dem digitalen Wandel.

Verantwortlich für das Zukünftige

Nehmen wir, pars pro toto, das Phänomen der Globalisierung. Ein Bündel von Trends wirkt hier im Zusammenspiel auf den Exportweltmeister Deutschland. Die globale Verschiebung der Zentren wirtschaftlicher Aktivität ist für jeden spürbar. In sehr kurzen Zeiträumen wurden Milliarden neuer Konsumenten relevant, bestimmen die Dynamik der Märkte. Mit hoher Geschwindigkeit passen sich Industriestrukturen an die rapiden Veränderungen von Angebots- und Nachfrageseite an. Globale Giganten und schnelle Zwerge konkurrieren und koalieren. Wertschöpfungsketten fragmentieren und integrieren. Alte Raumordnungen verlieren an Bedeutung. Das macht Angst.

Und lässt uns übersehen, dass Deutschlands Chancen, im Globalisierungsprozess zu gewinnen, eigentlich nicht schlecht sind. Wollen wir sie endlich nutzen, müssen wir uns jedoch auf den Digital- und Strukturwandel einlassen und auch auf das Tempo, mit dem er sich vollzieht. Knapp und teuer wird vor allem der global mobile Faktor Talent. Für die jetzt 20- bis 30-jährigen Deutschen mit Spitzenausbildung waren die Chancen nie grösser. Angesicht dieser Standortbestimmung ist das Reaktionsmuster, das politisch so vieles in Deutschland prägt, kaum verwunderlich: wir gehen in die Defensive, Absichern und Sparen sind die ersten Reaktionen. Es geht nicht um Entweder-Oder. Es geht um Ausbau, um Entwicklung auf beiden Achsen!

Digitalisierung – erst Bedrohung und dann eine Chance

Die industrielle Perspektive der entfremdeten Arbeit, für die man materiell und mit Freizeit belohnt wird, wirkt nach. Zeitgemäss ist sie nicht mehr. Ist es nicht so, dass Arbeitsreichtum immer mehr als Privileg, als Chance zu persönlicher Entwicklung und sozialer Teilhabe verstanden werden muss? Ist nicht für immer mehr Menschen – gerade mit dem Rückgang der industriellen Produktion – die Wahl des Berufs und damit der Arbeitsbiographie der zentrale Teil des eigenen Lebensentwurfs? Wie kann es gelingen, die Erfahrung von Arbeitsfreude möglichst vielen zugänglich zu machen? Wie kann sie, wenn auch nicht immer und überall, zum starken Motivator persönlicher Weiterentwicklung werden? Welche Verschiebung in persönlichen Energiebilanzen und welchen Zuwachs an Humankapital würde dies auslösen? Und was hiesse es für unser Konsummuster, wenn wir die Trennung Arbeit und Freizeit auflösten? Unsere Arbeitszeitgewohnheiten passen nicht mehr – sie verhindern eine bessere Kapitalnutzung, das Entzerren von Spitzenzeiten, bessere Infrastrukturauslastungen und flexiblere Lebensmodelle. Erfolg und Ethik sind weder automatisch deckungsgleich, noch schliessen sie einander aus.

Die Digitalisierung lässt die Grenzen zwischen Branchen und Unternehmen, aber auch innerhalb von Unternehmen fliessend werden. An die Stelle der Grenzen treten Beziehungen, die situativ eingegangen und genauso schnell aufgehoben werden. Kaum erstaunlich, nimmt auch die Arbeitswelt die Gestalt eines Netzwerks an. Gemeint ist damit in erster Linie die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten und gemeinsam Wertschöpfung erbringen. Je anspruchsvoller die Aufgaben, desto raffiniertere Hilfsmittel braucht es, um diese zu bewältigen. Menschen zeichnen sich gegenüber Maschinen gerade durch ihre vermeintlichen Schwächen aus. Sie sind irrational, verspielt, emotional und unberechenbar. Das macht uns Menschen kreativ und befähigt uns, Dinge neu zu sehen. Je mehr Maschinen es in einem Unternehmen gibt, desto gefragter sind diese menschlichen Fähigkeiten.

Die digitale Transformation macht quasi jedes Unternehmen zu einem IT-Unternehmen. Digitalisierung heisst neben den Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen auch die Arbeitswelt zu überarbeiten. Wollen Menschen in der Tätigkeit selbst Sinn finden, muss die Zuteilung zu Arbeit den persönlichen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Leidenschaften entsprechen. Veränderung geschieht durch Lernprozesse, wobei in einer Symbiose Mensch und Maschine gleichzeitig lernen. Neue Möbel reichen aber nicht, es braucht ein umfassendes Change-Projekt. Mitarbeitende gehen dorthin, wo die Infrastruktur ihren Tätigkeiten entspricht, wo sie sich am wohlsten fühlen und ihre Kontaktpersonen finden.

Damit der Arbeitsort ein sozialer Ort sein kann, sollen sich die Mitarbeitenden als Menschen fühlen. Vermehrt stellen Unternehmen diese Räumlichkeiten auch externen Wissensnomaden zur Verfügung. Sie werden damit zu Kuratoren oder Gastgebern der mobilen Arbeit. In derselben Argumentationslinie empfehlen sich auch unternehmenseigene Kinderkrippen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit zu fördern. Um sich von den Belastungen der schnellen Wissensgesellschaft zu erholen, braucht es Räume der Stille oder Schlafzonen. Noch wichtiger als die Bereitstellung sichtbarer Massnahmen im Gesundheitsmanagement ist die Thematisierung der Entgrenzung durch Führungskräfte. Burn Outs sind eine reale Gefahr, der man am besten mit Achtsamkeit begegnet.

Linie halten und den Anweisungen folgen

Sicherheit geben, um Unsicherheit zu wagen. Wir lernen zu laufen, indem wir laufen. Unsere Investitionen in die Zukunft der Arbeit werden sich ohne Berücksichtigung der Sicherheitskultur nicht auszahlen. Wesentliche Elemente sind das Führungs- und Laufbahnverständnis, sowie die sozialen Orte, in denen es weder um Konsum noch um Leistung geht. Je mehr sich die Umwelt unseres Unternehmens durch technologische, soziale und wirtschaftliche Vernetzung auszeichnet, desto mehr gilt dies auch für die Innenwelt – also die Zusammenarbeit, die Führung, das HRM. Eine fehlende Integration der Tools und Kommunikationskanäle führt nicht nur zu Effizienzverlusten. Sie verhindert auch den Aufbau von kollektiver Intelligenz beziehungsweise von Wissen über die Organisation. Gefragt ist eine nachhaltige Digitalisierung. Weniger als Vermittlung von Fachwissen denn die Förderung einer umfassenden Selbstkompetenz. Diese Förderung spiegelt sich letztlich in der Arbeitsmarktfähigkeit der Mitarbeitenden. Wir verstehen die digitale Transformation nicht nur als Optimierung des eigenen Systems, sondern leisten an der Schnittstelle von HR, Öffentlichkeitsarbeit und Nachhaltigkeit einen Beitrag für die digitale Transformation der Gesellschaft.

Eine Art 10-Punkte-Plan

Je mehr sich Arbeit und Präsenz entkoppeln, desto wichtiger wird die digitale Zusammenarbeit. Das Unternehmen wird zu einem digitalen Ort. Fehlt diese digitale Spiegelung des Unternehmens, kann die neue Arbeitswelt kaum ihre Kraft entfalten. Die Unterschätzung geschieht auch, weil das Top Management gar nicht wirklich mit der digitalen Arbeitsumgebung arbeitet. Je mehr Informationen jemand verarbeiten muss, je widersprüchlicher die Informationen sind und je mehr eine subjektive Interpretation nötig ist, desto komplexer die Wissensarbeit. Vision ist eine selbstorganisierte Belegschaft, wo sich Mitarbeitende mit ergänzenden Fähigkeiten finden und die Informationsflüsse den Informationsbedürfnissen der Mitarbeitenden wie von Zauberhand anpassen. Das hat wohl weniger mit der Sache zu tun als mit einem Grundmuster menschlichen Handelns, auch in Organisationen. Bewegung gibt es erst, wenn ein Problem auftaucht, das mit üblichen Handlungsmustern nicht mehr in den Griff zu bekommen ist. Ich habe offen gesagt den Eindruck, dass in den meisten Unternehmen jene Menschen, die es mit der Digitalisierung wirklich ernst meinen, noch in der Minderheit sind. Aber vielleicht muss das so sein. Wir brauchen Pioniere. Und die müssen die Schneisen schlagen, Tools entwickeln und mit diesen Tools Erfolge nachweisen können.

Zu Ende gedacht, gehören das Wissen und damit auch die Unternehmensgeheimnisse dem Netzwerk. Also macht es auch kaum noch einen Sinn, das eigene Wissen vor jemandem zu schützen. Sollen die Mitarbeitenden ihr Wissen teilen, braucht es eine entsprechende Kultur. In der Vergangenheit wurde ein Informationsvorsprung häufig mit Macht gleichgesetzt. Das Projekt wird zur wichtigsten Struktur. Es steht stellvertretend für Arbeitspakete, die situativ entstehen – um Kundenbedürfnisse zu befriedigen und Organisationsentwicklung zu betreiben. Letzlich geht es darum, sich durch und für die Arbeit technisch, sozial und ökonomisch zu vernetzen und am richtigen Ort Grenzen zu setzen. Diversität gilt es nicht nur in Alter und Geschlecht abzubilden, sondern auch in Bezug auf Persönlichkeit, Herkunft, sexuelle Orientierung und digitale Lebensstile. Wir sehen auch ganz neue Arbeitsverhältnisse entstehen, wie zum Beispiel das Mitarbeiter-Sharing. Neben der klassischen Hierarchie gibt es Mitarbeitende, die sich als Freelancer, Intrapreneure, Tandems und Co-Leader während einer Phase der Selbstfindung an das Unternehmen binden.

Foto: Jan Westerbarkey

Wer sucht, findet seinen Platz

Durch die Flexibilisierung und die Notwendigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit wandeln sich Berufe, Stellen und Tätigkeiten pausenlos – die Jobs der Zukunft gibt es heute noch gar nicht. Wichtiger als der Beruf und die Stelle ist die Fähigkeit, sich anpassen und verändern zu können. An die Stelle von Kompetenzmodellen treten Kompetenz-Portfolios. Dabei werden statt Geld und Arbeit, Plattformen der Verwirklichung gegen Innovationskraft getauscht. Ein wesentliches Merkmal des neuen Deals sind deshalb gegenseitige Lernmöglichkeiten. Die Digitalisierung bringt ein neues Arbeitsethos mit sich. Spass ist wichtiger als Gehorsam, Sinn wichtiger als Tradition, Kompetenz wichtiger als Hierarchie, Work Life Balance wichtiger als bedingungsloser Erfolg, Herausforderungen wichtiger als Karriere.

Prägend für die Zukunft der Arbeit ist auch deren De-Materialisierung. Immer mehr Arbeit findet vor einem Bildschirm statt. Zur Unsichtbarkeit gesellt sich die Unendlichkeit der Wissensarbeit. Um Digitalisierung zum Leben zu erwecken braucht es eine Abkehr vom Push-Verständnis der Führung. Führungskräfte sind damit vor allem Themen- oder Prozessowner. Folglich das Selbstvertrauen der Mitarbeitenden stärkend. Die Unternehmensidentität wird dann von den Beteiligten gemeinsam hervorgebracht. Auch hier sollte das Top Management Präsenz markieren. Deutschland hat den internationalen Wettbewerb angenommen und sich für Handel und Einwanderung geöffnet. Jeder auf der Welt weiss, dass das wichtige Erfolgsfaktoren sind.

Geht nicht gibt´s nicht!

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