50 Autor*innen haben für unseren Booksprint sehr persönlich und wissenschaftlich über Vereinbarkeit 4.0 geschrieben. Konzepte zur Umsetzung gibt´s inklusive. Das Thema steht noch am Anfang seiner Entwicklung und ist nicht umfänglich erforscht. Mit der Textsammlung starten wir daher eine inhaltliche Debatte. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch.

Entgrenzung der Arbeit, Stress, Überlastung und Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. Im Kontext der Berufstätigkeit kommt niemand umhin, gerade auch die negativen Auswirkungen wahrzunehmen.

Im Zuge unseres Projekts „Zukunft der Arbeit, das sich mit der digitalen Transformation von Unternehmen beschäftigt, sind auch diese Aspekte präsent. Sie werden im Zusammenhang mit dem Thema „Vereinbarkeit 4.0“ bearbeitet. Für uns stand im Übergang von unserem bisherigen Projekt, dem Qualitätssiegel „Familienfreundlicher Arbeitgeber“, vor allem eine Frage im Fokus: Inwieweit können digitale Arbeitsmethoden die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben besser unterstützen? Wir suchten nach Ansatzpunkten, um Betrieben eine Hilfestellung zu geben.

Ob Start-up oder „klassisches“ KMU

Gleichzeitig stellten wir etwas Erstaunliches fest: Es zeigte sich, dass gerade die Start-ups mit zum Teil sehr jungen Belegschaften, noch ohne Familienpflichten, die gleiche Haltung an den Tag legten wie die „klassischen“ kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – ganz ohne digitale Arbeitsweisen. Bei genauerem Hinsehen wurde immer deutlicher: Eine bestimmte Haltung innerhalb der Betriebe war ausschlaggebend für das gute Arbeitsklima – und offenbar auch für den Erfolg des digitalen Arbeitens.

Was Vereinbarkeit 4.0 wirklich beinhaltet

Es geht also um deutlich mehr als lediglich das „Gedöns-Thema“ der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem zu klären – wer erinnert sich nicht an das Zitat unseres Altbundeskanzlers Gerhard Schröder?

Auf Basis der Erkenntnisse unseres vorherigen Projekts kamen wir zu dem Ergebnis, dass Vereinbarkeit 4.0 weit differenziertere Fragestellungen aufwirft:

  • … zum Beispiel Arbeit und soziale Sicherung: Sollte nicht jeder, der arbeitet, auch entsprechend sozial abgesichert sein? Egal, ob die Arbeit abhängig oder selbstständig erfolgt – und ob überhaupt in Zukunft noch genug Erwerbsarbeit für alle vorhanden ist?
  • Wäre es nicht wichtig, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer dieselben Werte teilen, um in Bezug auf das Unternehmensziel gemeinschaftlich am gleichen Strang ziehen zu können?
  • Lassen sich Mitarbeiter nicht viel besser motivieren, wenn man nicht nur ihre Kompetenzen entsprechend der Stellenbeschreibung abruft, sondern all ihre Kenntnisse und Fähigkeiten mit einbezieht?

Schnell wurde klar, dass sich diese Fragen nicht befriedigend durch eine Studie beantworten lassen. Denn: Die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Arbeitswelt ist wissenschaftlich erst in Anfängen untersucht. Teilweise sind noch nicht einmal die passenden wissenschaftlichen Fragestellungen entwickelt worden. Daher entschlossen wir uns, mit einem inhaltlichen Beitrag die Debatte zu befördern.

Was Vereinbarkeit für betroffene Menschen bedeutet

Über unseren Blog starteten wir einen Aufruf: Betroffene Menschen sollten die Gelegenheit erhalten, ihre Sicht auf diese und weitere – von uns bis jetzt noch nicht in dieser Form gestellte – Fragen darzulegen. Auf diese Weise wollten wir ein möglichst umfassendes Bild zu diesen Fragen erhalten und damit einhergehend eine Diskussion darüber anregen, was Vereinbarkeit 4.0 für die Menschen persönlich bedeutet und wie sie selbst damit umgehen.

Interesse an einer gemeinsamen Plattform war groß

Der Aufruf stieß auf reges Interesse und erzeugte eine große Resonanz. Wir sprachen mit vielen Menschen online – über die sozialen Medien und per E-Mail –, telefonisch sowie persönlich. Die Begeisterung angesichts der Möglichkeit, über eine gemeinsame Plattform die eigenen Gedanken zu formulieren, war immer präsent. Zum Start des Prozesses gab es im Oktober 2018 ein Treffen in Berlin. Mehr als 20 potenzielle Autoren nahmen daran teil. Gemeinsam diskutierten wir über das Thema und erarbeiteten einen ersten Entwurf für die Gliederung.

In der Folgezeit haben die Autoren – soweit möglich – ihre Texte in offenen Dokumenten mit allen geteilt und sich auf diese Weise auch für konstruktive Kritik geöffnet. Das Spannende daran: Wir haben nicht nur über die Auswirkungen des digitalen Arbeitens gesprochen, sondern die Digitalisierung des Prozesses auch ausführlich selbst gelebt.

50 Autor*innen geben sehr persönliche Sichtweisen preis

Was läge am Ende näher, als heute, am Tag der Arbeit, eine Sammlung von Beiträgen zum Thema Vereinbarkeit zu veröffentlichen? Hier ist sie also: 46 Texte von 49 Autorinnen und Autoren, die sich in elf Kapiteln Gedanken zum Thema Vereinbarkeit 4.0 machen und dabei sehr persönliche, wissenschaftliche und erfahrene Sichtweisen mit uns teilen. Euch erwarten:

+ Unternehmensgründungen durch eine vielfache Mutter
+ Einsparung von CO2-Emissionen durch virtuelle Arbeitsmethoden
+ Ethik in der Unternehmensführung gegenüber Mitarbeitern
+ verbesserte Gesundheit dank sinnstiftender Beschäftigung
+ Vereinbarkeit in transatlantischer Perspektive
+ … und viele andere spannende Überschriften und Texte

Ein unglaublich positives und motivierendes Erlebnis

Das Engagement jedes einzelnen Beitragenden war fantastisch. Auch das Korrekturlesen während der Osterzeit wurde uns nicht übelgenommen, sondern war immer verbunden mit der Begeisterung für das Projekt. Insofern entstand der Booksprint auch im Zuge der gelebten Vereinbarkeit.

Sowohl den Prozess als auch das Ergebnis haben wir mit all der Offenheit und Transparenz als unglaublich positiv und motivierend erlebt. Daher hier der Dank an alle Beteiligten: Ihr seid toll!

Nun kann die Diskussion beginnen – wir freuen uns darauf

Der Booksprint stellt für uns den Beginn einer breiter angelegten Diskussion dar. Wir hoffen auch stellvertretend für alle Autor*innen, mit den Beiträgen Inspiration für weitere Gespräche, für Austausch und Ideen zu bieten – und so das Thema Vereinbarkeit 4.0 weiterzuentwickeln.

Viel Spaß und gute Gedanken beim Lesen!

 

Booksprint Vereinbarkeit 4.0
Booksprint Vereinbarkeit 4.0
Im September 2018 hat das Projekt Betriebliche Arbeitswelt in der Digitalisierung zu einem Booksprint aufgerufen: Es sollten alle Interessierten die Möglichkeit haben, ihre Gedanken und Sichtweisen zu dem Thema Vereinbarkeit 4.0 im Rahmen dieses neuen Formates zu teilen. Im September 2018 hat das Projekt Betriebliche Arbeitswelt in der Digitalisierung zu einem Booksprint aufgerufen: Es sollten alle Interessierten die Möglichkeit haben, ihre Gedanken und Sichtweisen zu dem Thema Vereinbarkeit 4.0 im Rahmen dieses neuen Formates zu teilen.
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