Wie auch schon in den letzten Jahren haben wir mit unserem Projekt zur Zukunft der Arbeit auch dieses Jahr wieder die Erstellung des Digital Index der Initiative D21 unterstützt und uns dabei wieder auf das Kapitel zum digitalen Arbeiten fokussiert. Gerade die in der Corona-Krise abgefragten Themen schienen uns höchst relevant zu sein und die Zahlen haben uns auch nicht enttäuscht, sondern deuten auf einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitskultur hin.

Kurz: Die Nutzung von Home Office hat stark zugenommen und wird vor allem auch für die Zeit nach der Corona-Krise als Arbeitsmodell von den Beschäftigten stärker als früher präferiert. 3 von 4 Führungskräften möchten aber, dass nach Corona wieder zu den ursprünglichen Umfängen von Home Office zurückgekehrt wird.

Umfang der Nutzung von Home Office – derzeitiger Stand

32% der Berufstätigen in Deutschland und sogar 59% der im Büro Tätigen nutzten im Befragungszeitraum ab und zu oder regelmäßig Home Office. Damit sprechen wir hier und im Folgenden von zumindest 11 Millionen Menschen (bezogen auf den Status „Beschäftigte“), die Fragen des Home Office unmittelbar in ihrer täglichen Arbeit betreffen. Von den Menschen, die dies nicht nutzen, gibt die überwiegende Mehrheit an, dass dies in ihrem Beruf nicht möglich sei. Ungefähr jede Fünfte (wegen der Mehrfachnennungen an dieser Stelle ist keine eindeutige Prozentangabe möglich) gibt dabei an, dass ihre Arbeitgeberin oder die Vorgesetzte dies nicht ermöglichen würde.

 

1/3 der Menschen, die gegenwärtig im Home Office arbeiten, nutzen diese Möglichkeit erstmalig, ein weiteres Drittel hat durch Corona Home Office noch intensiver genutzt.

Monatliche Aufteilung zwischen Büro und Home Office – Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit

2/3 der Menschen, die normaler Weise Home Office nutzen, wenden maximal die Hälfte ihrer monatlichen Arbeitszeit für diese Form der Arbeit auf. 1/3 verbringt monatliche mehr Zeit zuhause als im Büro. Durch Corona haben sich diese Präferenzen nunmehr deutlich verschoben.

51% aller Home Office-Erfahrenen möchten in Zukunft die Hälfte oder mehr ihrer monatlichen Arbeitszeit im Home Office verbringen.

Aber auch bei den im Büro Tätigen, die bisher schon durch einen großen Anteil von Home Office Arbeit geprägt waren, ergibt sich eine Änderung der Präferenz in Richtung weiterer Ausweitung von Home Office.

 

84% der im Home Office Tätigen können die Arbeitszeiten – mit oder ohne Absprache – in freier Entscheidung selbst festlegen. Nur 15% der so Tätigen werden die Zeiten vorgeschrieben.  

Veränderung der Arbeitswelt – wie haben die Unternehmen reagiert?

89% der im Home Office Tätigen geben an, dass sich die Arbeitswelt durch Corona deutlich digitaler zeigt. Hierzu gehören neben dem mobilen Arbeiten auch ein Rückgang der Dienstreisen und die Neuorganisation der Arbeit per se.

3 von 4 Befragten geben an, dass die technische Infrastruktur, die das mobile Arbeiten ermöglicht, von der Arbeitgeberin zur Verfügung gestellt wurde. 

Die Anteile der Nutzung haben sich teilweise wie z.B. bei der Nutzung von VPNs oder Kollaborations-Werkzeugen sogar verdoppelt. 2/3 der Menschen haben auch Schulungen in Anspruch nehmen können. Insgesamt aber nur 1 von 5 Befragten hat angegeben, dass sich durch Home Office in Corona-Zeiten der Stress erhöht und die Effizienz nachgelassen hat. 

 

Eine starke Diskrepanz ergibt sich jedoch bei der Abfrage der Präferenz für Home Office zwischen Arbeitnehmerinnen und FührungskräftenWährend 53% der Arbeitnehmerinnen nach Corona mehr als vorher im Home Office arbeiten möchten, unterstützen dies aber nur 25% der zugeordneten Führungskräfte.  

Home Office – Eine große Chance für alle Beteiligten

Home Office ist derzeit eine einfache Möglichkeit, die eigene und die Gesundheit der Mitmenschen zu schützen. Auch schon vor Corona hat sich in den Zahlen der Digital Indizes der letzten Jahre gezeigt, dass mobiles Arbeiten generell für die Mehrheit der Menschen eine Option ist, um Lebensqualität und Vereinbarkeit zu steigern, ganz zu schweigen von den weiteren externen positiven Effekten des mobilen Arbeitens, die wir selbst vor kurzem in unserer Trendstudie zum Coworking dargestellt hatten.

Auf der technischen Ebene, so die Zahlen, hat sich viel zum Besseren gewendet und die Unternehmen scheinen, sich in der Krise relativ gut angepasst zu haben.

Verbesserungspotenzial besteht noch im Bereich der Weiterbildung. Weiterbildung sollte aber, das zeigt uns die relativ starke Abneigung der Führungskräfte dieses Arbeitsmodell auszuweiten, auch zum Thema „Kulturwandel in der Arbeitswelt“ stattfinden.

Denn am Ende geht es um die Frage des Menschenbildes; Home Office ist vor allem auch eine Kulturfrage, die sich darum dreht, ob ich als Arbeitgeberin den Menschen zutraue, ihre Arbeit in mündiger Weise zu verrichten. Es kann davon ausgegangen werden, dass in Zukunft auch die Frage zu klären sein wird, inwieweit mobiles Arbeiten insgesamt (welches ja mehr umfasst als das Home Office allein) gesetzlich abgesichert umgesetzt wird. Corona hat also diese Kulturfrage, so zeigen die neusten Index-Zahlen, unter ein Brennglas gelegt. Jetzt kommt es darauf an, gemeinsam nach dauerhaften Lösungen zu suchen.

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